Lebens in Bayern erkennbar, und gewaltige Anstrengungen waren nöthig, um der zurückgedrängten väterländischen Geistesart wieder Bahn zu brechen. An die Spitze der Männer, die wieder Licht und Luft in die geistigen Zustände Bayerns brachten, verdienen Lori und Linprun gestellt zu werden, die Stifter der Akademie der Wissenschaften, deren Anfänge einen wichtigen Abschnitt in der Kulturgeschichte Münchens bedeuten."
Georg v. Lori.
Der Gedanke, zur Bekämpfung der in Bayern herrschenden geistigen Barbarei in München eine Gesellschaft*) zu errichten, welche alle hervorragenden wissenschaftlichen Kräfte des gesammten Süddeutschlands umfassen sollte, fand im Jahre 1758 seine Verwirklichung. Es gehörte viel muthige Entschlossenheit und bedächtige Klugheit dazu, ein derartiges Unternehmen durchzuführen, aber diese Eigenschaften fanden sich in Lori und Linprun in glücklichster Weise vereinigt.
Der geniale ungestüme Georg Lori war ein Bauernsohn aus Gründel bei Steingaden, der umsichtige Dominikus Linprun der Sohn eines Gerichtsschreibers aus Viechtach. Beide hatten sich aus eigener Kraft emporgearbeitet. Georg Lori hatte in Ingolstadt unter den Auspizien seines ausgezeichneten Lehrers v. Ickstatt eine gründliche rechtswissenschaftliche Abhandlung verfaßt, welche ihm schon frühzeitig eine Professur an der dortigen Universität verschaffte. Seine freien philosophischen Ansichten zogen ihm jedoch viele Anfeindungen zu und trotz der mächtigen Protektion Ickstatts drohte dem 29jährigen Professor die Entlassung.
Allein der wohlwollende und weiterblickende Kurfürst nahm sich des Verfolgten an und zog ihn als Hof- und Bergrath nach München, wo auch Linprun als Hof- und Münzrath eine hervorragende Stellung einnahm.
Diese zwei vom edelsten Enthusiasmus für Wissenschaft und geistigen Fortschritt durchglühten Männer fanden für ihr Vorhaben einige gleichgesinnte Genossen. Am 12. Oktober 1758 wurde in Linpruns Wohnung eine erste Besprechung abgehalten, wobei Lori die kleine Versammlung mit einer zündenden Rede eröffnete und die Ziele und Organisation der zu gründenden Gesellschaft darlegte. Unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit und mit großer Sorgfalt wurden nunmehr eine Anzahl meist dem höheren Klerus und der Beamtenschaft angehörige Mitglieder geworben und schließlich
*) Eine vollständige Geschichte der Akademie existirt noch nicht. Über die Gründung und Entwicklung bis zum Jahre 1800 hat Lorenz Westenrieder eine eingehende Darstellung hinterlassen; für das 19 Jahrhundert aber hat sich noch kein Historiker gefunden, nur Einzelndarstellungen aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts von Maurer, Döllinger, Lossen, v. Martins, Prantl und v. Prantius liegen vor, die allerdings meist von sehr großem Werte sind. - Obige Ausführungen über die Geschichte der Akademie entstammen der Festrede, die der Direktor derselben, Dr. K. A. v. Zittel, in der öffentlichen Festsitzung am 15. November 1899 gehalten hat.