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Schon 1286 hatte Herzog Ludwig der Strenge dem Spital eine Braugerechtigkeit verliehen; Ludwig der Bayer gab ebenfalls reiche Schenkungen und in rascher Folge wuchsen auch die Gebäude um die Kirche, so daß das Spital bald zu einer Art neuen Stadt wurde, denn es besaß nicht nur eigene Brauerei, sondern auch Mühle, Bäckerei, Fleischerei und zahlreiche Ökonomie. Außer Armen, Kranken, Reisenden, gab es dann auch "Eingekauften" (sogenannten "reichen" Pfründnern) Unterkunft, ferner hatte es seit 1489 eine "Findelstube" für Kinder vom zartesten Alter an - wozu 1589 noch eine "Gebärstube" kam. Am Ausgange des 15. Jahrhunderts wurde eine "Stube der Sinnlosen" eröffnet. Alles in Allem war diese Anstalt also von umfassendster Bedeutung für jene Zeiten und über 600 Jahre wirkte sie in segensreichster Weise, bis eben die Neuzeit mit ihrer reicheren Einsicht an Stelle jener primitiven Anstalten, die Spitäler, Irrenanstalten, Findelhäuser, Armen-Versorgungshäuser etc. erstehen ließ.

Mit Ausnahme der Heiligengeistkirche mußten sämmtliche Bauten der immer mehr anwachsenden Stadt weichen. Der Viktualienmarkt war bekanntlich früher auf dem östlichen Theile des Marienplatzes aufgestellt gewesen; als aber Carl Theodor die Befestigungen Münchens aufhob und die Stadt ungeahnten Aufschwung nahm, da mußte auch für jenen Markt ein neuer, größerer Platz geschaffen werden. Man wählte hiezu den hinter der Heilig-Geistkirche gelegenen sogenannten hl. Geisthof. Die zum "Spitale" gehörigen Gebäude wurden eingelöst und abgebrochen. Das Spital selbst wurde in das Kloster der Elisabethinerinnen "vor dem Sendlingerthore" verlegt, wo es sich noch heute - allerdings wohl auch nicht mehr lange - befindet.

Dem tief wohlthätigen Sinne des Mittelalters verdankt gleich vielen ähnlichen Schöpfungen auch das Elisabethen-Herzogspital seine Gründung. Herzog Albrecht V. kaufte 1572 ein Haus in der "vorderen Prandasgasse" und wies dazu noch 5000 fl. als Fonds zur Verpflegung unvermöglicher alter Hofdiener an. Seine Nachfolger wetteiferten in Schenkungen für diese Anstalt, die unter Wilhelm V. in die Röhrlspeckergasse (heute Herzogspitalstraße) verlegt wurde, und zwar in das Gebäude neben der vom Hofbaumeister Heinrich Schöttl 1572 erbauten Elisabethkirche. Herzog Maximilian I. überließ dem Spital zur Vergrößerung ein weiteres Haus, das namentlich zur Aufnahme Abscheu erregender Kranker bestimmt sein sollte. Später wurden indessen Kranke aller Art aufgenommen und auch in einer eigenen Abtheilung alte, gebrechliche Personen verpflegt. So bestand das Spital an 200 Jahre, bis es 1800 aufgehoben und seine Fonds mit dem St. Josephs-Spitale vereinigt wurden.

An der Herzogspitalkirche besteht seit nahezu 200 Jahren das Kloster der Servitinnen (Dienerinnen Mariä auf dem Berge Senario). Der Hauptaltar besitzt das sogenannte wunderthätige Marienbild, von dem Forster erzählt: "Wie zum Zeichen, daß die heilige Jungfrau sich diesen Ort zu ihrem besonderen Gnadenthron ausersehen habe, geschah hier am 21. Januar 1690 das Wunder der Augenwendung.

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