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oder sie erlernen; die Schüler besuchten die Jesuitenschule, lebten unter der Aufsicht eines Präfekten, mußten Latein sprechen und den Musikchor bei den Jesuiten, in der Folge auch in der marianischen Bruderschaft besuchen und nachmals selbst an dem Hoftheater als Sänger oder Statisten oder bei der Instrumentalmusik mitwirken." -

Am 19. August 1773 erfolgte durch Papst Clemens XIV. die Aufhebung des Jesuitenordens. Die meisten Mitglieder des Kollegiums in München traten in den Weltpriesterstand über und zerstreuten sich. Im Jahre 1783 wurde die Akademie der Wissenschaften mit ihren Sammlungen in das Klostergebäude aufgenommen, die Kirche aber zur "Militärkirche" bestimmt und die "Militärpfarrei" eingeführt. Und als Garnisonskirche dient der prachtvolle Bau bis zum heutigen Tage.

So wie die Augustinerkirche auf der einen Seite der Stadt vor dem Thore unter dem Schutze der Mauern aufgeführt worden, so entstand am entgegengesetzten Ende die Heilig-Geistkirche mit den im Mittelalter so wichtigen verschiedenen Caritas-Bauten für Pilger, Arme und Kranke.

"In jener Niederung, wo man's heute 'im Thal' heißt, stand schon lange vor der Gründung Münchens ein Kirchlein, der hl. Katharina geweiht, welches alle Münchener Geschichtsschreiber für das älteste Kirchlein Münchens erklären, wobei sie demselben eine seltsame Lage zuschreiben, da es auf Bögen gestanden, sich also gewissermaßen im ersten Stockwerke befunden haben soll. Der Grund hiefür mag wohl in dem zeitweilig das 'Thal' überfluthenden Hochwasser der Isar zu suchen gewesen sein." Dieses Katharinenkirchlein bestand bis zum Jahre 1885, aber von außen war es durch mehr als 600 Jahre nicht sichtbar, denn es befand sich eingemauert im ersten Stockwerke des Spitalgebäudes und wurde als Kirche erst 1825 aufgehoben, im Februar 1885 aber mit dem, nach Verlegung des hl. Geistspitals in das ehemalige Kloster der Elisabethinerinnen zunächst als Produktenhalle, dann nach dem 1870 erfolgten Abbruche der "unteren Fleischbank"*) als solche verwendeten Spitalgebäude abgebrochen.

"An dieser Katharinenkapelle nun erbaute Herzog Ludwig der Kelheimer Anfangs des 13. Jahrhunderts ein Pilgerhaus und übergab die Leitung desselben dem 1204 vom Papst Innocenz III. bestätigten 'Orden vom hl. Geist'. Da mit zunehmender Bevölkerung der jungen Stadt München auch die Zahl derer wuchs, die im Pilgerhause Zuflucht suchten und fanden, legte Herzog Ludwig der Erlauchte um das Jahr 1250 den Grundstein zu einem neuen, größeren Spitale und einer Kirche, der Heilig-Geistkirche, welche zum größten Theile schon 1257 vollendet war und im nächsten Jahre konsekrirt ward. Die Leitung des Pilgerhauses lag in Händen des Präzeptors; die Seelsorge übten Geistliche, welche vorher Profeß nach der Regel des hl. Augustin abgelegt hatten. Spital und Kirche erfreuten sich gar bald der Gunst der Münchener Bevölkerung, wie die ihnen rasch zufließenden Schenkungen und Stiftungen zeigten."


*) Nachdem alle Marktstände unter Ludwig IV. vom Marienplatze weggeschafft wurden, erhielten die Fleischer vor dem Thalbruckthore ein eigenes Gebäude als Fleischverkaufshalle, die bis 1870 dort bestand.

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