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Das Innere des Rathhauses hat viel interessante und bewegte Zeiten gesehen, spielten sich doch naturgemäß alle öffentlichen Geschäfte und Verhandlungen in seinen Mauern ab. Seit dem Jahre 1403 fanden alle Wahlen im Saale des Rathhauses statt und der äußere Rath mußte dort der versammelten Gemeinde bei der Neuwahl schwören, wie es der innere Rath vor dem Landesherrn vorher hatte thun müssen. Hingegen leistete dann die Gemeinde dem gesammten Rath wieder den Eid der Treue.

Der große Saal im alten Rathhaus.
(Nach einem Stich vom Jahre 1850.)

Auch alle anderen Wahlen fanden im großen Rathsaale statt, so z. B. die Wahl der Hauptleute der Bürgerwehr; alle Kriegsräthe in den Fehde erfüllten Zeiten des Mittelalters wurden dort abgehalten. Aber auch die Vorlage der städtischen Rechnungen fand jedes Jahr in diesem Saale statt und hatte jeder von der "Gmein" Zutritt. An einem langen Tische saßen da die beiden Bürgermeister, einige innere und äußere Räthe, die Kämmerer und Steuereinnehmer. Die Rechnungen und Quittungen wurden verlesen und geprüft, und wenn sich kein Anstand ergab, erhoben sich alle Anwesenden zu einem feierlichen Eid, "daß die Kämmerer ehrbarlich widerraitet, und der Stadt ein gut Genügen gethan haben", was am Schluß der Rechnung dann vom Stadtschreiber angefügt wurde. Als Lohn für ihre Mühen erhielten die alljährlich abtretenden Kämmerer ein sogenanntes Badegeld und die Steuerschreiber und Steuerboten kleine Geldgeschenke, welche "das letzte Geld" hießen. Urgemüthlich war nun der Brauch, daß, falls noch Baargeld übrig blieb, sogleich im Rathsaale ein fröhliches Mahl veranstaltet wurde, das den Namen Kammermahl führte und an dem alle Anwesenden

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