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sich zum Gebete auf die Kniee zu werfen. Nunmehr waren auch der Marquis d'Harancourt und mehrere Adelige aus der Stadt herbeigeeilt, um für die Sicherheit der Kurfürstin und ihrer Kinder zu sorgen, und es gelang ihnen, die Kurfürstin zu bewegen, durch den gedeckten Gang, welcher an der Stadtmauer von der Residenz bis zur Herzogspitalkirche führte und der Fürstengang hieß, in das nahe Kloster der Theatiner zu flüchten.

Ehe dieses aber geschah, bat die Kurfürstin den Marquis de Beauvau, ihr nur einige Tropfen Wasser zu verschaffen, da sie in Folge der Aufregung ganz erschöpft war. Erst nach längerem Suchen fand Marquis de Beauvau endlich einen kleinen Rest Wasser in einer Wasserflasche, von welchem die Kurfürstin, dann der Kurprinz und die Prinzessin, und dann Fräulein de la Persuse jedes einen kleinen Schluck nahmen.

Das Feuer hatte sich, nachdem endlich Hülfe herbeigekommen war, zwar von seinen Endpunkten zurückgezogen, hingegen aber wüthete es nunmehr mit vollster Heftigkeit in den inneren Haupttheilen der Residenz, nämlich in den sogenannten Kaiserzimmern, welche in weniger als einer halben Stunde gänzlich zusammenbrannten. Von da stürzte sich das Feuer auf einen Saal, welcher den Übergang in einen anderen Theil der Residenz bildete. Hier verbrannte eine große Menge von Kostbarkeiten von unermeßlichem Werthe, Gemälde, Statuen und andere Kunstwerke alter und neuer Zeit. Hierunter befand sich ein Meisterwerk Albrecht Dürers, das Gemälde der Himmelfahrt Mariä, welches Kurfürst Maximilian I. im Jahre 1613 von den Dominikanern in Frankfurt um eine sehr große Summe erkauft hatte, wogegen er denselben eine Kopie dieses Gemäldes von Paul Juvenel übergab; ferner ein Werk von eingelegter Arbeit, das auf 50,000 Thaler geschätzt war und im dreißigjährigen Kriege König Gustav Adolf von Schweden, als er in München anwesend war, aus Besorgniß, es zu beschädigen, hinweg zu nehmen sich nicht getraute, obgleich er großes Verlangen darnach trug.

Endlich setzte auf dieser Seite eine große Mauer, welche den sogenannten Kaisersaal - der für den schönsten und prachtvollsten in Europa galt - abschloß, dem Weitergreifen des Feuers Schranken.

Ohne diese Mauer wäre offenbar die ganze Residenz zu Grunde gegangen. Das Feuer kehrte nun auf dem nämlichen Wege, den es genommen, mit reißender Schnelligkeit wieder zurück, ohne daß die größte Anstrengung dies verhindern konnte, verzehrte die Hälfte eines anderen Flügels der Residenz, wo es, weil es da auf eine zweite starke Mauer stieß, sich auf den Hatschiersaal warf und von da den ersten Saal vor den Gemächern der Kurfürstin erreichte, welcher gleichfalls von innen gänzlich ausbrannte Aber hier hatte die Klugheit und Geschicklichkeit eines italienischen Baumeisters, welcher durch eine Mauer die Verbindung mit den Vorzimmern der Kurfürstin gänzlich abgeschnitten hatte, so wie auch - wie Marquis de Beauvau in seiner Beschreibung dieses Brandes frommgläubig erzählt - ein sichtbares Wunder den Brand zum Stillstand gebracht, nachdem man vier Scapuliere und mehrere Agnus Dei in das Feuer geworfen hatte. Allein von da ergriff es die Gemächer der Prinzessin und warf sich in in eine Seitengallerie, wo es augenblicklich die Bildnisse der alten Fürsten

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