eisernen Ketten gesperrt, ja die Eisenmannsgasse, Damenstiftsgasse und das Kreuz, als gänzlich infizirt, wurden mit Brettern verrammelt und vollständig abgesperrt. Hingegen blieb sonderbarerweise die Herzogspitalstraße von der Pest ganz verschont.
Aber alle diese Bemühungen und Vorkehrungen waren fruchtlos. In den Monaten Oktober und November wüthete die Pest am ärgsten, in jeder Woche dieser beiden Monate wurden 200 bis 250 Wohnungen, unter diesen theils ganze Häuser, theils nur einzelne Zimmer gesperrt, die Leichname wurden von den Straßen oder aus den Häusern zur Nachtzeit auf die Todtenwägen, deren Räder mit Filz umwunden waren, geworfen, ohne auf die Namen oder den Stand zu merken oder dieselben aufzuzeichnen; den Todtengräbern mußten längere Zeit hindurch gegen 20 Tagelöhner beigegeben werden, um die nöthigen Gruben zuzurichten, in deren jede an 940 Leichen gelegt oder geworfen wurden; der bisherige Raum des Gottesackers wurde zu enge, und mußte derselbe beträchtlich erweitert werden.
Im Dezember ließ die außerordentliche Sterblichkeit etwas nach; allein erst im Februar 1635 hörte sie endlich beinahe ganz auf.
Was nun die Anzahl der Menschen betrifft, die dieser Seuche in München zum Opfer fielen, so geben die Sterberegister der beiden Pfarreien zu U. l. Frau und St. Peter nur geringen und unverläßigen Aufschluß, sie sind in dieser Zeit höchst mangelhaft und unvollständig geführt, was auch bei der Größe dieser Kalamität sehr begreiflich ist; hingegen aber gibt der bekannte Geschichtschreiber Adlzreiter, ein Zeitgenosse dieser traurigen Verwüstung, der als kurfürstlicher Hofkanzler und Oberaufseher der Polizei während der ganzen Periode in München sich befand, nebst andern gleichzeitigen Schriftstellern an, daß während dieses Zeitraumes, nur in München allein, bei 15,000 Menschen verstorben seien. Da nun München nach der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1580 eine Bevölkerung von 20,000 Seelen hatte, die sich während der Schrecken des dreißigjährigen Krieges eher verminderte als vermehrte, so hätte nach der Adlzreiter'schen Angabe die Stadt durch die Pest drei Viertheile ihrer Einwohner verloren! Diese Angabe ist auch vollkommen wahrscheinlich, denn nach einer Zählung der Bevölkerung Münchens am 15. August 1704, also 70 Jahre später, hatte die Stadt damals nicht mehr als 13,649 Einwohner, stand also noch gegen das Jahr 1580 weit zurück!
Die Leiden der Stadt München während des dreißigjährigen Krieges schienen sich mit der Pest erschöpft zu haben. Zwar war im Jahre 1646 der schwedische General Wrangl wieder in Bayern eingebrochen und verwüstete die Gegenden an der Isar. Allein seit dem Jahre 1638 hatte Kurfürst Maximilian mit einem Kostenaufwande von beinahe 2,000,000 fl. und mit angestrengtester Thätigkeit die Befestigung der Stadt München vollenden lassen. Als daher im September 1646 die vereinigte französische und schwedische Armee in der zuversichtlichen Erwartung, die Thore offen zu finden, vor München erschien und die gute Befestigung der Stadt und die Menge der streitbaren Männer auf den Wällen - außer den Bürgern und den zahlreich hergeflüchteten Landleuten waren sie mit 600 Soldaten unter dem Kriegsbefehle des tapfern Obersten von Pucher wohl besetzt - erblickte, zog sie wieder, ohne einen Angriff zu versuchen, ab. Im nächstfolgenden Jahre 1647 mußte München einen