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welche zwei Stunden dauerte, spielte die herzogliche Kapelle verschiedene Vokal- und Instrumentalstücke.

So endete der erste Tag des Empfanges. Der nächste Tag, Sonntag den 22. Februar, war zur Vermählungsfeier bestimmt.

Die Fürstlichkeiten hatten Morgens einem Hochamte in der Hofkirche zum Heiligen Lorenz beigewohnt, wozu Orlando di Lasso eine sechsstimmige Messe komponirt hatte. Hierauf wurde das Frühmahl eingenommen, und dann begaben sich alle Fürsten und Damen in das Gemach der erlauchten Christina von Dänemark bis zur Vesperzeit. Nun wurde der festliche Zug zu Fuße in die Kirche U. L. Frau angetreten.

Lange zuvor aber wogte das Volk schon in den festlich geschmückten Straßen, und die Häuser waren bis an die Giebel mit Menschen dicht gefüllt, welche das edle Brautpaar schauen wollten. Vom wolkenlosen Himmel schien die Sonne, gleichsam als wolle auch sie den Freudentag begünstigen.

Unter dem Jubel des Volkes, unter dem Glockengeläute von allen Thürmen der Stadt und unter Trompeten- und Paukenschall bewegte sich der Zug durch die Straßen. Der Bräutigam ging in der Mitte zwischen dem Herzog Albrecht und dem Gesandten des Kaisers Maximilian, und die Braut wurde vom Erzherzoge Ferdinand von Österreich zur Rechten und dem Herzoge von Vaudemont zur Linken geleitet.

Die Braut trug ein Kleid von Brokat mit silbernen und azurblauen Streifen, einem breiten mit Diamanten und Perlen geschmückten Saum und einer langen Schleppe, welche von Fräulein Louise von Vaudemont getragen wurde. Den Hals zierte eine Kette von den reichsten Edelsteinen, und ein Diamant im Werthe von 16000 Scudi*) hing an der Brust herab. Am Kopfe trug sie ein Häubchen, reich besetzt mit Diamanten und Perlen im Werthe von mindestens 14,000 Scudi.

Der Bräutigam trug Beinkleider mit Wams und Kollet von Brokat mit Silber gestickt, ein Oberkleid von schwarzem Sammt, mit Zobelpelz gefüttert, ein Barett mit Perlen und Diamanten besetzt, die wallenden Federn von einer Agraffe von unschätzbarem Werthe gehalten. An der Schnalle des Gürtels, dem Griffe des Degens und Dolches waren von massivem Golde geschmackvolle Verzierungen in erhabener Arbeit angebracht.

In der Kirche, an dem außerhalb des Chores in der Mitte aufgerichteten Altare, begannen nun die Trauungs-Ceremonien, welche von dem hochwürdigen Kardinale, Bischof von Augsburg, abgehalten wurden. Nach beendigter Trauung erfolgte der Rückzug in die herzogliche Burg, die neue Veste, unter dem Jubelgeschrei und Jauchzen des Volkes.

Dort angekommen, begaben sich die hohen Herrschaften zur Tafel in der sogenannten Langstube, welche mit den herrlichsten Tapeten behangen war; die Ordnung der Tafel war folgende: Obenan unter einem reich mit Gold gestickten Thronhimmel saßen der hohe Bräutigam mit der Braut, alsdann folgten auf der rechten Seite herab der Kardinal, Bischof von Augsburg, dann die Abgeordneten der hohen Fürsten,


*) Ein Scudo gilt nach unserem heutigen Münzfuße etwa 5 Mark.

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