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eingenommen, die Meinigen verjagt, auch sonst große Uneinigkeiten zwischen uns beiden angerichtet haben, nicht weit von uns ist. An diesem will ich mich als ein frommer redlicher Fürst von Bayern rächen, und ihm für seine bewiesene Untreue mit meiner Faust gute Bezahlung geben. Deshalben, liebe Reiter von Adel und Andere, welche mir als fromme ritterliche Reiter nachfolgen, und solche redliche That mit mir vollbringen helfen, will ich anzeigen, was ihr thun sollet, auf daß wir einander erkennen mögen." Damit ritt er zu einem Eichbaume, brach einen Zweig ab, und steckte ihn auf seine Stirnhaube. Achtundfünfzig Ritter folgten sogleich seinem Beispiele, nur einer seiner Begleiter, der Suntheimer genannt, nahm anfangs Bedenken und sprach: "Gnädiger Fürst und Herr, Euer Gnaden werden uns arme Gesellen auf diesen Tag verführen!" Der Fürst antwortete ihm: "Lieber Suntheimer, weil Du Dich fürchtest und das Herz, einem frommen Fürsten zu helfen, nicht hast, so reite hinweg und bist mir lieber weit von mir, als nahe bei mir." Suntheimer erwiderte hierauf: "Nein, gnädiger Herr, da ist gar keine Furcht bei mir; allein ich sagt nur solches, weil ich Sorge trage, daß der von Abensberg viel stärker ist als wir, und vielleicht hundert oder mehr Pferde bei sich hat, denn ich kenne den von Abensberg dermaßen, daß er Euer Gnaden nicht mit Wenigen begegnen wird, wenn er anders Sorge hat." Herzog Christoph gab ihm hierauf zur Antwort: "Lieber Suntheimer, ich weiß, daß er nicht über zwei Pferde mehr hat als wir, denn ich habe meine gute Kundschaft, daß er auch nicht mehr als sieben Armbrust hat, und wir haben achtundzwanzig; darum, was Du thun willst, das thue bald." Der Suntheimer rief auf dieses voll frohen Muthes, er wolle bei seinem Fürsten heute sterben oder genesen, ritt sodann zu dem Eichbaume, und steckte sich wie die anderen einen Zweig auf seinen Sturmhut.

Herzog Christoph sprengte nun mit seinen Begleitern durch das St. Veitsthor in die Stadt Freising und ritt durch die Straßen zum Münchener Thor wieder hinaus. Da erblickten sie bereits den Abensberger mit seinem Zuge herannahen; Herzog Christoph ordnete nun sogleich seinen Zug in der Art, daß im ersten Gliede er selbst allein voraus, im andern zwei, darnach vier, und so immer die Glieder verdoppelt ritten, auf jeder Seite aber vierzehn Armbrustschützen sich befanden. Dann gab er Befehl, daß seine Leute sich nur an die Haupturheber halten, die unschuldigen, armen Gesellen aber verschonen sollten. So kamen auf der Straße die Züge beider Gegner neben einander zusammen bis auf die Hälfte des Zuges. Der von Abensberg rief zuerst den Herzog an mit den Worten: "Wohl, Herr, wohl, Herr Herzog" worauf Christoph seinem Trompeter zuschrie: "Nun blase auf mit Schall!" Augenblicklich rannte der Pfleger Dießer auf den von Abensberg mit eingelegtem Speere los, desgleichen der von Abensberg auf den Dießer, vermeinend, es sei der Herzog Christoph; aber der Dießer rannte den von Abensberg vom Gaule, so daß er auf der Erde liegend sich ihm gefangen geben mußte. Herzog Christoph stach den Herrn Burkhard von Rohrbach und den Lorenz Bogner nieder, so daß diese beiden todt auf dem Boden lagen. Der Angriff der übrigen Begleiter des Herzoges war so heftig und dessen Armbrustschützen trafen so gut, daß viele Reiter und Pferde verwundet wurden, der Zug des Abensbergers aus der Ordnung kam, und dessen Leute in wilder Flucht der eine Viertelstunde entfernten Stadt Freising zueilten. Als Herzog Christoph

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