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desto mehr auf das Vorrecht ihrer höheren Geburt pochten und sich dadurch berechtigt erachteten, den "gemeinen Mann" möglichst schlecht zu behandeln.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gab es wiederholt kleinere Reibungen, denn die Verschwendung und Vergeudung der städtischen Gelder hatte in diesen Zeiten schon eine ganz außerordentliche Höhe erreicht.

Die Verschwendung war damals ein ziemlich allgemeines Übel unter den Höheren und Hohen. Die Herzöge Friedrich, Stephan und Johann, die nach dem Tode ihres Vaters, des Herzogs Stephan I., zur Regierung gekommen waren (1375), verstanden das Geldverthuen aus dem Grunde. Sie waren bald arg in Schulden gerathen und die mißliche Finanzwirthschaft wurde immer ärger.

Die Bürgerschaft zeigte ihren Unwillen darüber ziemlich ungenirt; besonders der Münchener Patrizier Ulrich Impler wurde beschuldigt, durch seinen bösen Einfluß die Herzöge auf diese schiefe Ebene geführt zu haben, und zehn Jahre nach dem Regierungsantritt der jungen Herzöge kam es zum offenen Aufruhr. Man stürmte Implers Haus, nahm ihn gefangen und vollzog an ihm so eine Art Lynchjustiz, denn er wurde ohne Weiteres auf die Folter gespannt, zum "Geständnisse" gebracht und dann auf dem Marienplatze enthauptet.

Darob waren die Herzöge furchtbar empört; sie zogen mit ihren Reisigen nach Dachau - "widersagten" der Stadt, rüsteten hierauf eine starke Schaar und drohten München mit Belagerung und strenger Züchtigung. Erst auf vieles Bitten der von der geängstigten Bürgerschaft Abgesandten ließen sie sich herbei, zu verzeihen - aber die ganze männliche Bevölkerung Münchens mußte ohne Kopfbedeckung, ohne Wehr und Waffen, gesenkten Hauptes und in grauen Büßerkleidern vor das Neuhauserthor ziehen, den Herzogen entgegen. Der Bürgermeister hatte gar anstatt der goldenen Kette einen Strick um den Hals zu tragen. Auf den Knieen mußten nun alle vor den Herzögen liegend um Gnade bitten.

Aber auch klingende Vortheile zogen die Herzöge aus der Unterwerfung. Alle Geldschulden mußten ihnen die Bürger erlassen, 6000 Gulden baar geben (und den Räthen 2000 Gulden) und ferner auch noch gestatten, daß sie "zur besseren Überwachung" einen neuen Anbau an ihre Veste machen und außerdem noch ein eigenes Thor anlegen durften. Und dieses Thor existirt heute noch - es ist der sogen. "Schlichtingerbogen", der zur Lederergasse hinabführt. Zum "ewigen Gedächtniß" wurde zum Schlusse auch noch angeordnet, daß der Bürgermeister zweimal im Jahre an bestimmten Tagen beim öffentlichen Gottesdienste mit dem Strick um den Hals erscheinen mußte. So endete der erste Bürgeraufruhr in München.

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