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platz stand. Aus dieser eifrigen Handhabung der Armbrust und dem Bestreben nach größter Meisterschaft entstanden die Schützenfeste, die in München und ganz Bayern mit großem Pompe gefeiert wurden.*) Und während die Bürger und Zunftgesellen sich im Gebrauche des Bolzens übten, waren die Patrizier und Rittergeschlechter der Stadt nicht minder eifrig im Üben des Turniers. Gar prächtige und glänzende Turniere hat der Marienplatz seit seinem Entstehen gesehen, und im weiteren Verlaufe werden wir auch auf einzelne derartige Feste noch des Näheren zurückkommen.

Gleichen Schritt mit den kriegerischen Übungen und Spielen hielt auch die kriegerische Ausrüstung im städtischen Zeughause. Alte Berichte melden darüber: Im Jahre 1410 kaufte der Magistrat am Heumarkte mehrere Häuser zum Baue des Hauses

"zu der Stadt Rossen und Wagen, auch darein zu legen der Stadt Zeug und lange Hölzer, auch Püchsen und was die Stadt Zeug hat". Dieses Gebäude ist das gegenwärtige "Stadthaus" (Maillingersammlung). Aber bald war dasselbe unzureichend und es wurde im Jahre 1431 ein neues Zeughaus erbaut, jenes, welches noch heute neben dem Stadthause am Anger steht.

In demselben wurden die "Püchsen", d. h. die Kanonen und andere Geschosse, aufbewahrt.

Die Armbrustvorräthe oder, wie es hieß, "der Stadt Armbrust", war in diesem "Büchsenhause" nicht aufbewahrt, sondern im Willbrechts-Thurme (wo heute die Polizeidirektion sich befindet). Dort war das ganze Jahr ein eigener Schnitzer aufgestellt, der ununterbrochen Pfeile anzufertigen hatte.

Ein interessantes Verzeichniß aus jener Zeit, das im Stadtarchive enthalten ist, zeigt uns die Ausrüstung der Stadt folgendermaßen:

400 Tarrasbüchsen, Schermbüchsen, Stein- und Handbüchsen;
123 Armbrust;
11,999 Pfeile;


*) Im Stadtarchive befinden sich noch verschiedene "Ladschreiben" bayerischer Städte, worin die Münchner Armbrustschützen feierlich zu Schützenfesten eingeladen werden. Das älteste stammt vom Jahre 1404 und ist von den Kelheimern abgesandt. Es lautet:

"Den ehrbaren und weisen den Schützenmeistern und allen Schießgesellen der Stadt zu München.

Unseren willigen Dienst wißt vor liebe Herren und Freunde. Wir lassen euch wissen um die Abenteuer ("Abenteuer" hießen die Schützen-Veste), die wir zu uns gebracht mit Schießen von euerer Stadt zu München nach Gewohnheit der Stadt, die sie ausgegeben hat, nach derselben Gewohnheit wir dieselben Abenteuer ausgerufen und ausgesetzt haben darum zu schießen an dem nächsten Sonntag nach St. Johannestag zu Sonnewenden. Es sind die Abenteuer ein würdiger Widder, ein paar Hosen, eine rothe Haube, daran hängen vier silberne Schilde, ein Reisspitz, eine Armbrust, ein Schießzeug, ein Schwert und unsere Besserung nach Ehren. Welche Armbrust die Abenteuer gewinnt, der hat einen silbernen Ring voraus. Darum liebe Herren, Freunde und Gesellen bitten wir euch mit allem Fleiß, daß wir auf ebgenanntem Sonntag bei uns zu Kehlheim seid und bei allen Schießgesellen, die wir auch geladen haben. Versiegelt mit der Stadt Kehlheim geheimen Insiegel. Datum am heil. Pfingsttag 1404.

Von uns Jörgen Schützenmeister und allen Schießgesellen der Stadt zu Kehlheim."

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