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Neben ihrer rein gewerblichen Thätigkeit hatten die Mitglieder der Zünfte aber auch noch eine ernste Aufgabe in ihrer kriegerischen Ausbildung.

Es ist schon im Eingange dieses Buches erwähnt worden, daß München in seinen Freiheiten und Privilegien eigentlich den freien deutschen Reichsstädten in nichts nachstand. So hat es sich namentlich in seiner kriegerischen Organisation ganz

selbständig und unabhängig von seinen Fürsten entwickelt.

Schon im 14. Jahrhundert war die Ausrüstung und Organisirung der Münchner Bürgerwehr eine vorzügliche und allseitig bewunderte. Ihre Hauptstärke lag, wie das ja selbstverständlich ist, in den Zünften selbst, deren Augehörige das tüchtigste und kräftigste Contingent unter allen Waffenfähigen stellten. Dadurch, daß einer der Zunft - angehörte, war er auch zum Waffentragen und zum Mitmachen der Schieß- und Fechtübungen verpflichtet, also es gab - wenn auch in etwas anderer Form - genau ebenso eine "allgemeine Wehrpflicht",

wie wir sie heute besitzen. Ja, man ging sogar noch weiter: wer wegen Krankheit, Gebrechen oder Alter unfähig war zum Kriegsdienste, der mußte sog. Reluitionsgelder dafür zahlen, also dasselbe, was heute in Österreich die glorreiche "Krüppelsteuer" ist.

Die Eintheilung dieses Münchner Volksheeres war sehr genau durchgeführt. Vorerst war sie nach den vier Stadtvierteln abgetheilt. Jede Abtheilung wieder hatte Fußvolk und Reiterei. Das Fußvolk theilte sich in Armbrustschützen und Hellebardiere.*)

Die größte Pflege und Aufmerksamkeit wurde dem Armbrustschießen zugewendet. Vor dem Angerthore bestand durch manches Jahrhundert die große Armbrustschießstätte. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts wurde dann vor dem Neuhauserthore (gegen die Dachauerstraße zu eine neue, größere "Zielstatt" erbaut, die aber in den nächsten Jahrzehnten um zwei vermehrt wurden, wovon die letztere auf dem heutigen Promenade-


*) Die Zünfte selbst schlossen sich aber speciell wieder zusammen und unterlagen nicht der Eintheilung nach Stadtvierteln.

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