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Das unnatürliche Verhältniß Herzog Rudolfs zu seiner Mutter hatte im Laufe der Jahre keine Wendung zum Besseren erfahren; im Gegentheile verschärfte sich sein Haß noch, als Mutter und Bruder in dem Kampfe, den er übermüthiger Weise gegen Albrecht von Österreich begonnen hatte, für Albrecht Partei ergriffen.

Ludwig war im Jahre 1303 zu seiner Mutter nach Ingolstadt zurückgekehrt, und verlangte von seinem Bruder energisch Theil an der Regierung. Eine ganze lange Reihe von Urkunden, wovon noch viele im städtischen Archive verwahrt werden, liegt aus jener Zeit vor und spricht beredt für die zerfahrenen Zustände der damaligen Regierung. Bald finden wir Rudolf, bald Ludwig allein, bald beide gemeinsam unterzeichnet - einige Documente weisen wieder die Unterschrift der Herzogin auf, wo sie als Vormünderin Ludwigs zeichnet.

Rudolfs Wuth gegen seine nächsten Blutsverwandten erreichte den Höhepunkt, als seine Fehde gegen Albrecht recht unglücklich zu Ende ging und er zu schwerer Kriegsentschädigung verhalten wurde. Da beschloß der unnatürliche Sohn, sich an Mutter und Bruder zu rächen und womöglich gleichzeitig die Verhaßten für immer "unschädlich" zu machen.

Die ganze Rohheit des Zeitalters und der Sitten offenbart sich in dem nun folgenden Vorgehen Rudolfs. Die Herzogin war mit Ludwig im Sommer 1303 von Ingolstadt auf ihr Schloß Schiltberg bei Aichach gezogen, und dorthin sandte Herzog Rudolf seinen Rath und Rentmeister Kurt Schluder mit einem starken Haufen Reisiger. Der Auftrag lautete: Die Herzogin, Herzog Ludwig und deren Rathgeber Konrad v. Öttlingen gefangen nach München zu bringen.

Auf Schloß Schiltberg war man natürlich auf einen solchen Überfall nicht gefaßt; weder Proviant noch Vertheidigungsmannschaft waren genügend vorhanden und so wurde auf Öttlingens Rath die Feste übergeben.

Die Herzogin und Ludwig wurden gefangen abgeführt; Ritter Öttlingen in schimpflicher Weise mit schweren Ketten gefesselt und zu Fuß nach München getrieben.

Das Schloß aber wurde von der Horde Schluders vollständig ausgeplündert. Leider scheint es, daß Herzog Rudolf dazu speciell die Erlaubniß gegeben hatte, um eventuellen Bestechungsversuchen von Seite seiner Mutter und seines Bruders vorzubeugen. Rudolf versuchte, den argen Gewaltstreich durch das Mäntelchen eines "Rechtsverfahrens" zu verhüllen, das er gegen die Gefangenen in München einleitete. Man beschuldigte sie so einer Art Hochverrathes, "strafbarer Anschläge auf das Leben Rudolfs" etc.

In dieser fatalen Lage zeigte sich die ganze überlegene Klugheit der Herzogin. Vor Allem hatte sie auf Ludwig bestimmend eingewirkt, daß er sein jugendliches Ungestüm und seinen gerechten Zorn unterdrücke und sich scheinbar ganz demüthig und zerknirscht benahm. Sie selbst spielte mit Geschick die gleiche Komödie und als man endlich nach "längerer peinlicher Untersuchung" dahin kam, der Herzogin einen Vertrag zur Unterschrift vorzulegen, auf Grund dessen sie sich feierlich verpflichtete, allen Regierungsgeschäften zu entsagen, alle Besitzthümer, die sie bisher besessen, an Rudolf herauszugeben und sich mit einem festen Jahresgehalte, das nicht allzu groß bemessen war, zu begnügen, da willigte sie sofort ein, denn nach erfolgter Unterschrift sollte sie und

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