sängerthum Münchens ist denn auch beinahe durchaus aus der Wiener Schule*) hervorgegangen, wo das Volkssängerthum in den achtziger Jahren seine höchste Blüthe erreicht hatte. Selbst "Papa Geis", jedenfalls der bedeutendste unter den Münchner Volkssängern, war längere Zeit in Wien bei solchen Gesellschaften thätig. Er kann so ziemlich als das Prototyp des gemüthlichen Münchners gelten, der gern ruhig und behäbig lacht, ohne sich dabei zu erregen oder zu gestikuliren.
"Papa Geis" und "Vater Hotz".
Papa Geis steht ganz ruhig oben, die Hände auf auf einen Stuhl gestützt, anzusehen wie ein jovialer Landpfarrer, der eben daran ist, eine ulkige Taufschmausrede zu halten, bei der es auf ein paar Zötlein nicht ankommt. Keine Gesten, nur hie und da ein Zwinkern mit den Augen oder ein leichtes Verziehen des Mundes unterstreicht die Pointen. Es sind keine aufregenden Sachen, die er singt, keine haarscharf geschliffenen Simplicissimuswitze, die er reißt, sondern gemüthliche Sachen voll behäbigen Humors, sogen. "bürgerliche Komik", die denn auch bei seinem Publikum des Mittelstandes fröhlich und dankbar genossen wird. Ein liebenswürdiger Typus, wie Papa Geis, ist auch der von ihm unzertrennliche Zitherspieler "Vater Hotz". Jahrzehnte lang hat Geis mit seiner Gesellschaft allabendlich im Saal des Hotel Oberpollinger lachfrohe Menschen zu Hunderten um sich versammelt, bis er sich endlich vor zwei Jahren in's Privatleben zurückzog. Das große schauspielerische Talent, das in ihm steckt, hat sich auf seinen Sohn vererbt, der heute einer der tüchtigsten und vielseitigsten Schauspieler der Münchner Hofbühne ist.
Gleichsam als Erben von Papa Geis that sich ein Ensemble unter dem Titel "Münchner Sänger" zusammen, die in vorzüglicher Weise den Einakter, die Komik und
*) Die meisten heute in München populären Lieder sind denn auch nichts als Nachahmungen der Wiener Gassenhauer, wie z. B.: "So lang der alte Peter" etc., das in Wien natürlich "So lang der alte Steffel" hieß, oder das geistvolle "Das is dem Münchner sei' Schan", das auch schon zehn Jahre vorher in Wien gesungen wurde.