wie hochpolitische Haupt- und Staatsaktionen behandeln, sondern über ernste und wichtige Dinge ernst und eingehend berichten solle. Es war dies das Blatt, dessen Gründung Cotta so lange schon am Herzen gelegen hatte und für das er die Theilnahme aller Gebildeten zu gewinnen wünschte. Die ursprünglich in Aussicht genommene Bezeichnung "Allgemeine Zeitung" sollte es freilich zunächst noch nicht führen; Verleger und Herausgeber hatten sich vielmehr darüber geeinigt, es unter dem Namen "Neueste Weltkunde" der Öffentlichkeit zu übergeben. (Eine photographische Reproduktion der 1. Seite von Nr. 1 dieser "Neuesten Weltkunde" ist beigegeben.) Da jedoch nach wenigen Monaten schon aus der Larve der Weltkunde der vollkommenere Falter, die "Allgemeine Zeitung" hervorging, so hat letztere das volle Recht, sich mit ersterer zu identifiziren und den 1. Januar 1798 als den Tag ihrer Gründung zu bezeichnen.
Verfolgungen und Widerwärtigkeiten aller Art blieben dem Blatte in seinen Anfängen nicht erspart. Der freimüthige Posselt mußte unter dem Drucke der Regierung abdanken und das Blatt selbst wurde unterdrückt. In Stuttgart lebte es neu auf und Posselts Nachfolger, Huber, der Jugendfreund Schillers, war bedeutend
vorsichtiger und bedächtiger, aber trotzdem erregte die "Allgemeine Zeitung" in Stuttgart an hohen und höchsten Stellen derart Anstoß, daß sie im Dezember 1799 angeblich "wegen Verletzung der den größten Höfen Europas schuldigen Achtung" vorerst auf acht Tage suspendirt und dann gleich darauf ganz verboten wurde.
Cotta flüchtete mit seinem Unternehmen nach Bayern, wo ihm von höchster Stelle erhebliche finanzielle Vortheile, wie Zuwendung aller amtlichen Inserate, Portofreiheit für an die Reduktion gerichtete Briefe und billigste Beförderung der Zeitung zugesichert wurden.
Mitte November 1803 übersiedelte das Blatt also nach Ulm; aber sechs Jahre später wurde diese Stadt durch den Schönbrunner Frieden Württemberg zuerkannt und Cotta machte sich zur Wanderung bereit.
Von Stuttgart gab es jetzt freilich gute Worte, aber Cotta wollte fernerhin nur noch unter bayerischer Oberhoheit stehen und so zog er mit der "Allgemeinen Zeitung" nach Augsburg. Volle 72 Jahre verblieb sie dort, bis endlich im Jahre 1882 das Bedürfniß, mit dem Blatte mitten im Leben der Landeshauptstadt selbst zu stehen, die Übersiedlung nach München erfolgte. Nach dem Tode Georgs v. Cotta, eines Enkels des Begründers, war die "Allgemeine Zeitung" in das Eigenthum der Gebr. Kröner in Stuttgart und danach in den Besitz einer Gesellschaft m. b. H. übergegangen.
Was die politische Haltung der heute zu einem Weltblatte emporgewachsenen "Allgemeinen Zeitung" betrifft, so steht sie fest auf dem Boden des neuen Reichs, das die Söhne des deutschen Südens im Verein mit ihren norddeutschen Brüdern auf den französischen Schlachtfeldern erstritten haben, und fest auf dem Boden der Reichsverfassung, die den einzelnen Gliedstaaten die Möglichkeit freier und eigenartiger Entfaltung inmitten des Reichsganzen gewährleistet. "Für den nationalen Gedanken und alle nationalen Interessen im deutschen Süden zu wirken und zu werben, mit gleicher Hingebung für das Wohl des engeren wie des weiteren Vaterlandes zu arbeiten und für ein besonnenes Fortschreiten unter Vermeidung aller Extreme, für die Verwirklichung