So sehen wir heute München in architektonischer Beziehung sich vollkommen verwandelnd. Alle diese hochbegabten Künstler, die in den letzten Jahren auf dem Gebiete der malerischen Architektur so Großes für München geleistet, haben damit den Anfang gemacht, daß das Urtheil zeitgenössischer Kunstkritiker über Münchens Architekten bald anders lauten wird, als z. B. Dr. Franz Servaës (Wien) noch 1900 schreibt: "Für die Architektur kann ich mich am wenigsten begeistern. Neue Ansätze machen sich nur vereinzelt bemerkbar. In der Formensprache überwiegt noch allzudeutlich die anderwärts bereits völlig überwundene "deutsche Renaissance" (Bierpalaststyl), oder es macht sich ein falsches und stylloses Prachtbedürfniß geltend, wie beispielsweise in dem gerade von Künstlern so lebhaft frequentirten Café Luitpold. Bis aber nicht die Basilika-Säulen dieses Kaffeetempels und die strotzende Talmi-Bronze an Decken und Wänden vor der Wut künstlerischer Empörung zerbröckelt oder doch verödet dastehen, fällt es schwer, an einen auf wahrhaft innerer Überzeugung und Thatkraft basirten Aufschwung des Münchener Baugewerbes und Dekorationsstyles zu glauben."