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den Beweis liefert für die Thatsache, in welch' inniger Vereinigung sich dieser Fürst mit seinen Künstlern fühlte.

Betrachtet man das Verhältniß des Herzogs und Orlandos speziell etwas näher, so drängt sich wohl unwillkürlich ein Vergleich mit König Ludwig II. und Richard Wagner auf. "Wenn wir nun das herzliche Einvernehmen sehen, welches sich zwischen dem Fürsten und seinem Kapellmeister entwickelte, wie eine Reise Orlandos nach Frankreich dem Herzog schwere Sorge machte, wie er dann den in Folge des plötzlichen Todes Karls IX. unverhofft und bald wiederkehrenden Künstler mit unverhohlener Freude empfing, wie andrerseits diesen die Möglichkeit einer so raschen Rückkehr nach München glücklich machte, so müssen wir gestehen, daß Albrecht V. es verstanden hat, seinem Mäcenatentum jenen unvergleichlich schönen Stempel wirklicher Freundschaft aufzuprägen, der allein ein derartiges Verhältniß in das helle Licht der Menschenwürde zu rücken vermag. Der Beruf des Fürsten tritt uns gerade bei diesem Wittelsbacher in einer Auffassung entgegen, daß uns sein Ruhm eines Medicäers auf dem deutschen Boden als ein wohlverdienter erscheinen muß. Auf der Grundlage dieses schönen Verhältnisses gedieh denn auch die Kraft des Künstlers zu ihrer unglaublichen Mächtigkeit." (Schwann.)

Für die großartige Fruchtbarkeit dieses Genius spricht wohl am besten die Thatsache, daß er mehr als zweitausend Werke hinterlassen hat.

Waren schon unter Orlando di Lasso viele italienische Sänger und Musiker nach München gekommen, so geschah dies in erhöhtem Maße unter Albrechts Sohn, Wilhelm V.

Auch er war ein großer Freund der Musik und sparte da nicht mit den Ausgaben. Die besten Künstler wurden an den Hof gezogen und namentlich auch die ersten Kastraten sangen in der Hofkapelle.

Unter Kurfürst Maximilian I. trat (1635) Kapellmeister Giovanni Porro, der früher in Wien thätig gewesen, an die Spitze der Kapelle. Er erhielt das für damalige Zeiten sehr ansehnliche Gehalt von 1400 fl., also viel mehr als Orlando di Lasso bezogen hatte. Die Musiker selbst bekamen im sogenannten "Gesandtenhaus" in der Theatinerstraße freie Wohnung, Beheizung und Beleuchtung, bei Hof freie Tafel und täglich zwei Maß Wein aus dem Hofkeller. Die Gagen betrugen monatlich 25-30 Thaler.

In der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts wandte sich die Musik, die bis dahin beinahe ausschließlich im Dienste der Kirche gestanden, langsam weltlichen Dingen zu. Das "drama per musica" entsteht. Jacopo Peri ist der Schöpfer der ersten Oper in unserem Sinne. Vincenzo Galilei (der Vater des berühmten Astronomen und Mathematikers) trat mit der Neuerung hervor, Sologesänge für eine Stimme mit Begleitung eines Instrumentes (sogenannte Monodien) zu schreiben. So wurde der Sologesang in die Musik eingeführt; Peri hinwieder schuf das "dramatische Recitativ".

Von Peri ging auch eine gründliche Reform des Orchesters aus; von ihm stammt die moderne Instrumentirung, denn er war es, der in seinen Opern den Streichinstrumenten die Führung übertrug. Hand in Hand mit dieser musikalischen Reformation ging damals die Blüthe der Geigenbauerkunst. Der Tiroler Tieffenbrucker stand als

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