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von Nürnberg, "der kunstreich ist aller Instrumente und der Musika Meister". Er bezog von Albrecht ein Jahresgehalt von 80 Gulden. Kaiser Friedrich III., der diesen Künstler einmal spielen hörte, war so entzückt, daß er ihm ein golddurchwirktes Kleid, eine goldene Kette und ein Schwert mit goldenem Gehänge schenkte, und ihn zum Ritter schlug. Der zeitgenössische Dichter Hans Rosenplüt sagt von ihm voll Begeisterung: "Wo mag ein besserer Meister sein, ein trawrichs Hercz würt freyes muts, wenn er aus Ottaf discantirt und Quint und Ut zusammen resamirt." (Trautmann hat das Schicksal dieses blinden Künstlers in einer rührenden Erzählung eingehend geschildert.)

Am Hofe Wilhelms IV. war die Hofkapelle zu großer künstlerischer Höhe gediehen. Als Komponist und ausübender Künstler stand der schon vorhin erwähnte Ludwig Senfl in erster Reihe, den ein zeitgenössischer Chronist, "in musicus totius Germaniae princeps" nennt. Er hat zahlreiche Horaz’sche Oden und Lieder des Lucullus in Musik gesetzt, aber auch Motetten Martin Luthers vertonte er.

Den Höhepunkt erreichte die mittelalterliche Musikpflege unter Albrecht V., diesem begeisterten Freund aller schönen Künste.

Der musikalische Riese Orlando di Lasso*), der nicht mit Unrecht gleich neben Palästrina genannt wird, ist von ihm nach München berufen worden. Die Musikgeschichte zählt ihn zu den Klassikern der Kirchenmusik. Seine Schaffensfreude war unversieglich; eine große Reihe vorzüglicher Werke entstand in München.

Albrecht V., dieser wahre und echte Kunstfreund, wußte, was er in Orlando di Lasso besaß. Das zeigt wohl am deutlichsten die damals unerhörte Pracht mit der er die von Orlando komponirten, weltberühmten "Bußpsalmen" ausstatten ließ. "Das kostbare Manuskript, eine Kopie auf Pergament nach des Meisters eigener Handschrift, besteht aus vier in Maroquin gebundenen Bänden in Großfolio mit Garnituren, Schildern, Schlössern von im Feuer vergoldetem, ciselirtem und emaillirtem Silber, dessen Totalgewicht für sich allein 24 Pfund beträgt. Die Wappen, sowie die in ganzer Figur oder als Brustbilder ausgeführten Portraits des Herzogs Albrecht, des Meisters Lassus, des Malers Mielich, der alle Miniaturen hergestellt, von Quickelbergs, des Autors der Beschreibung des Inhalts der Bände, Frieshammers, des Kalligraphen, von dem auch die Initialen in Farben und Gold herrühren, des Goldschmieds Seylsheim, dem Verfertiger der Ornamente in Silber und Gold, des Buchbinders Ritter, und Lindels, der die Ausführung des Ganzen überwacht, bilden mit allen Übrigen zusammen ein in seiner Art einziges Denkmal."

Dieses überaus werthvolle Kunstwerk**) befindet sich im Besitze der kgl. Hof- und Staatsbibliothek. Schwann sagt sehr richtig, daß dieses Denkmal fürstlichen Kunstsinnes wohl nachhaltige Anerkennung und Ehrung der Nachwelt heischt, da es


*) Orlando di Lasso stammt aus Bergen im Hennegau. Sein wahrer Name ist Roland du Lattre, der nach damaliger Sitte italianisirt wurde. 1562 trat er in München als herzoglicher Hofkapellmeister mit einem Jahresgehalte von 400 fl. an die Spitze der Kapelle. Er wurde später von Kaiser Maximilian I. in den Adelsstand erhoben und starb 1594. Wie schon erwähnt, wurde er bei den Franziskanern begraben.

**) Noch erhaltene Rechnungen aus dem Jahre 1569 (wo das Werk noch gar nicht vollendet war) zeigen die Höhe der aufgelaufenen Kosten mit 10,000 Reichsthalern (über 81,000 Mk.) - Ähnlich wurden auch die Kompositionen Cyprian de Rores ausgestattet, der ebenfalls zu den bedeutendsten Musikern jener Zeit gezählt werden muß.

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