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es hier von Exzellenzen, gnädigen und gestrengen Herren. Das Lächerliche der Titulatur fiel dem jetzigen Hof auf, weil sie in Mannheim nicht üblich war. Es erschien eine Verordnung, welche deutlich bestimmte, wer Exzellenz, Euer Gnaden und Euer Gestrengen heißen solle. Die, welche durch diese Verordnung entexzellenzt und entgnädigt wurden, und besonders die Weiber derselben, wollten verzweifeln. Zum ersten Mal hörte man nun hier über Tyrannei klagen, von der man zuvor gar keinen Begriff zu haben schien, und, der Hof hätte den gnädigen Herrn ihr Brod, ihre bürgerliche Ehre und ihr Leben nehmen können, ohne sich diesen Vorwurf zuzuziehn."

Als Papst Pius VI. im April 1787 auf der Rückreise von Wien nach Bayern kam, eilte ihm Carl Theodor bis Altötting entgegen, führte ihn mit großem Gepräng und umgab ihn während dessen fünftägigem Aufenthalt in München mit den höchsten Ehren, während Tausende und Tausende andächtig herbeiströmten, den Segen des greisen, von seiner Reise nach Wien bitter enttäuscht heimkehrenden Stellvertreters Christi auf Erden zu empfangen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die allgemeine Noth und das Elend unter der Mißwirthschaft Karl Theodors so hoch gestiegen, daß Alles seine einzige Hoffnung auf den Nachfolger des Regenten setzte. Als nun im Jahre 1799 die Kunde sich in München verbreitete, der Kurfürst sei plötzlich schwer erkrankt und liege im Sterben, da erfaßte die Einwohner ein wahrer Freudentaumel. Fremde Leute sprachen sich auf der Straße an, erzählten sich lachend die Neuigkeit und drückten sich die Hände vor Freude, daß es nun endlich wohl bald besser werde. Der alte Westenrieder gibt der damaligen Stimmung in seinen Tagebuchblättern treffenden Ausdruck: "Beim Hintritt Max Josephs, den 30. Dezember 1779, zerfloß die ganze Stadt und die ganze Nation in Thränen. Heute frohlockte Alles und Jeder wünschte dem Andern Glück. Man erwartete mit Ungeduld die Proklamation des neuen Kurfürsten (Maximilian Joseph). Diese geschah vor der Residenz und in verschiedenen Gassen von 4½ Uhr bis es Nacht wurde, und das Jubelgeschrei durchdrang die Wolken. Die Regimenter, die Dikasterianten wurden sogleich in neue Pflicht genommen, und Boten und Posten gingen durch alle Thore. Am freudigsten ging es heute in den Wirthshäusern zu. Man hatte nur eine Gesinnung und man zerstieß sich tausendmal die Gläser in den Händen, um selbe zu bekräftigen. Den Mannheimern, die man überlaut hohnredete, war anders zu Muth. Die Meisten verdientens nicht besser, und sie haben uns seit 1779 arg mitgespielt." Überall wurden Witze über den todten Kurfürsten und die Lotter-Regierung erzählt, die unter ihm groß geworden. Als Abends einige auswärts Wohnende noch zum Thore hinaus wollten, da war es schon gesperrt. "Vor 21 Jahren hättet Ihr das Thor sperren sollen," schrieen sie lachend, "damit er (der Kurfürst) hätt' nicht 'rein können!"

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