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waren es, die ganz Bayern an den Rand des Verderbens und über die Hauptstadt München schwere, leidensvolle Tage brachten.

Im Anfange war Max Emanuel ein treuer Freund der Österreicher gewesen. In den Kriegen Österreichs gegen die Türken, in der Befreiung Wiens von Kara Mustapha hatte sich der junge Bayernfürst nicht nur die schönsten kriegerischen Lorbeeren geholt, sondern auch die Hand der österreichischen Kaisertochter errungen.

Als nun der Thron Spaniens erledigt war, da sollte sein Sohn Joseph denselben erhalten. Max Emanuel reiste als Statthalter schon nach den spanischen Niederlanden und residirte in Brüssel, als Joseph plötzlich starb - das reiche Erbe war verloren. Für den wieder frei gewordenen Thron stellte nun Frankreich einen seiner Prinzen auf, was den Zorn Österreichs hervorrief. Frankreich und Österreich standen sich gar bald gewaffnet gegenüber und es begann der unselige "spanische Erbfolgekrieg". Von Frankreich sowohl als von Österreich war man eifrig nach Bundesgenossen aus - und Max Emanuel ließ sich von - Frankreich umgarnen.

Die Engländer hinwieder schlugen sich auf Österreichs Seite und sandten ein Heer unter Marlborough; die Franzosen erlitten mit den Bayern eine Niederlage nach der andern. Die Kurfürstin hatte man durch List nach Salzburg gelockt und hielt sie dort gefangen - der Kurfürst war in Frankreich - die französische Armee gefangen - und ganz Bayern lag schutz- und wehrlos vor den eindringenden Österreichern.

In München selbst herrschte ein furchtbar zerfahrener Geist. Die Spitzen der damaligen Münchener Gesellschaft mit dem Bürgermeister Vacchiery waren österreichisch gesinnt; in der großen Masse des Volkes war der spezifisch bayerische Geist noch nicht erwacht, das besorgte erst die österreichische Mißwirthschaft, die Tyrannei und Bedrückung einer entarteten Soldateska.

Söltl schildert die Stimmung in München sehr treffend:

"Der Magistrat war von dem Drohen des österreichischen Abgeordneten ganz eingeschüchtert und lähmte auch den Willen der Bürgerschaft: "ein wohledler und wohlweiser Magistrat lasset eine gesammte ehrbare Bürgerschaft reiflich überlegen, wie daß man bei allhiesiger Stadt weder mit schwerem Geschütz noch mit Munition oder anderer Bedürftigkeit, auch mit keiner erforderlichen Mannschaft versehen sei, so daß man nur auf etliche Tage Widerstand thun könnte, überdies würde doch der Schaden, den die Bombardirung von der lieben Geistlichkeit, hohen Adel und gesammter bedrängter Bürgerschaft verursachte, zu fürchterlich sein, so daß er (als ohne Erfolg) weder vor unserm durchlauchtigsten Landesfürsten, noch auch vor Gott zu verantworten wäre".

Gerade die Ersten des noch in der Stadt liegenden bayerischen Heeres und der Adel waren Österreich geneigt; so übergab sich denn München an die Österreicher und sah statt der zehntausend Mann, von deren Anzug man gesprochen, etwas über zweitausend einziehen, am 16. Mai 1705.

Der Widerstand der Hauptstadt nur für wenige Tage hätte Alles anders gestaltet; schon waren die Bauern des Gebirges bereit, dreitausend kräftige Männer zum Entsatze abzusenden; sie hörten mit Schmerz die Übergabe der Stadt, gingen auseinander und rechtfertigten sich mit Mühe gegen die österreichische Regierung, welche nun über Bayern

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