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c. Zwischen dem großen Rathhausthore und dem Bogen unter dem Raththurme befindet sich oben zwischen zwei Fenstern das Bild der Zeit, dann sind unten Verkaufsgewölbe. - Unter dem Bogen des Raththurms ist ein Platz, um Komödienzettel, und andere Annoncen anzuheften.

d. Das große Thor führt auf die breite Treppe, die auf den Rathhaussaal hinauf geht, und neben dieser befindet sich das Brodhaus, welches gegenwärtig auch von hinten gegen das Thal zu geöffnet ist, so daß man zu Fuß nicht mehr den Raththurm passiven darf; welcher Weg wegen der häufig dort durchgehenden schweren Güterwägen für die Fußgeher sonst um so beschwerlicher war, weil theils der Bogen selbst, theils der Platz außerhalb desselben an der Stadtwage und gegenüber sonst mit den Ständchen sammentlich bürgerlicher Seifensieder, dann der Zwiebel-, Schwamen-, Tobackpfeifen-, lederne Beutel-, Zwetschgen-, Haarhändler- und Bändlmacher besetzt war, welch sammentliche Ständchen und Tische gegenwärtig in dem Brodhause untergebracht worden sind.

e. Auf dieses Brodhaus ist ein eigener Bäck zum Verkauf verpflichtet. Wochentlich haben jedesmal zwei Bäcken nach der Reihe die Obliegenheit auf sich, Brod zum Verkauf hieher zu bringen. - Wenn einem Bäcken das Brod durch irgend einen vorgegangenen Fehler mißlingt, so kann er es hier unter dem Satz verkaufen lassen etc.

f. Neben dem Brodhause ist das Bänkel der bürgerlichen Köche, woselbst jeder bürgerliche Koch, wie ihn die Reihe trifft, 8 Täge lang rohes und geselchtes Schweinfleisch so anders verkaufen kann.

g. Nunmehro kömmt man zur Thüre des Stadtgerichts-Gefängnisses, welches eine sogenannte Burgerstube für leichtere Vergehungen, und vier Keuchen hat.

h. Am Ecke der großen Rathhausstiege verkaufen Besen-Weiber. Weiters sitzen von da bis gegen die Burggasse zu die Weiber der eingebürgerten Gärtnersgesellen, mit ihren Gemüse-Waaren. ---

Die dermalen äußere Verzierung hat das Rathhaus im Jahre 1778 unter dem Stadt-Oberrichter von Bergmann erhalten, als Churfürst Carl Theodor höchstseliges Gedächtniß seinen feierlichen Einzug in München hielt. - Die Mahlerei ist von dem Maler Augustin Demmel." ---

Nahezu 100 Jahre verblieb es wieder in dieser Gestalt, bis endlich im Jahre 1863 durch Magistratsbeschluß eine Neuherstellung der Fassade erfolgte, und zwar in einer Weise, die wieder dem Geiste des 14. Jahrhunderts gerecht wurde. Die letzte Renovirung des Rathhauses und Bemalung des Thurmes mit wetterfesten Farben erfolgte im Jahre 1897, und in dieser Gestalt zeigt sich der alte Bau heute, am Anfang des 20. Jahrhunderts, umgeben von Häusern, deren Fassaden von geistvollen Architekten geschmackvoll zu dem Bilde jenes mittelalterlichen Baues gestimmt worden sind.

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